Vier Jahrgangsstufen sind Anfang Juli (7.-11. Juli) beim “School Outside” - kurz “SOS” - zusammengewürfelt, von der fünften bis zur achten Klasse der Mittelschule. Sie schätzen sich glücklich, in diesem Jahr einen Platz für das begehrte Angebot von fünf Tagen und Nächten auf dem Zeltplatz Joshofen, ergattert zu haben. “Es gibt einen Zeitpunkt, da wird das Anmeldeformular freigeschalten. Innerhalb von fünf Minuten sind alle Plätze vergeben”, weiß Pädagoge Reinhard Böhmer, der die ganzen fünf Tage als Betreuer dabei ist. “Das sind fünf Tage Entschleunigung und den Kindern tut es unglaublich gut die ganze Zeit draußen und miteinander zu sein”, stellt er jedes Jahr wieder fest. Kevin Irl, ebenfalls als Betreuer dabei, fügt feixend hinzu: “Für mich ist die SOS-Woche eigentlich auch meine Bräunungswoche”, aber diese Rechnung geht in diesem Jahr nicht ganz auf. Es ist bedeckt und mit maximal 22 Grad nicht wirklich heiß. Böhmer findet das ideal. Immerhin gab es dieses Mal kein Gewitter. Und ins Wasser gehen die Schüler trotzdem gerne. Allerdings erst, sobald sie ihre Aufgaben erledigt haben.
Richtig Unterricht gibt es während SOS nicht, aber sogenannte Fakultäten. Das sind die vier Projektgruppen “Medien”, “Kochen”, “Bauen” und “Kunst&Kultur”. Die Mediengruppe erstellt eine Zeitschrift, die Baugruppe entwickelt und baut eine mobile Dart-Station, die Kunst&Kultur-Gruppe studiert ein Akrobatik-Vorführung ein und die Kochgruppe versorgt alle durchgehend mit Essen: Vier Mahlzeiten am Tag. Ständig ist irgendjemand am Kohlrabi schneiden, Ofen vorheizen oder Hefeteig kneten. Und da kommt der Unterrichtsstoff ganz von selbst: Es werden Rezepte addiert, Baupläne skizziert, Texte geschrieben, ins Englische übersetzt, korrigiert und gelayoutet. Wichtiger als regulärer Unterrichtsstoff sind während dieser Woche aber eigentlich die Themen Selbstorganisation, Gruppendynamik und Alltagskompetenzen.
Obwohl die Kinder und Jugendlichen aus verschiedenen Klassen kommen, harmoniert die Truppe: “Hier zahlt sich auch die Jahrgangsstufenmischung an unserer Schule aus. Und einmal mehr schweißt sie dann diese Woche hier zusammen”, so Böhmer. “Nur die fünften und sechsten nerven manchmal ein bisschen, weil die einfach abends und morgens so unglaublich laut sind”, stöhnt ein älterer Schüler. “Allerdings sind die Frösche auch laut”, gibt Mia grinsend zu bedenken. Die Frösche schlagen am See vor allem abends und nachts zu einem richtigen Konzert an. “Und kalt ist es nachts”, berichten eigentlich alle. Auf die Frage, was ansonsten noch nervt, blickt man aber in ratlose Gesichter. Nichts! SOS ist das Beste! Alle sind rundum zufrieden: Schüler sowie Betreuer.
“Es klappt prima“, freut sich auch Zweitkraft Amira Mashhour, die das erste Mal mit von der Partie ist. Ihre Klasse hatte erst in der Woche zuvor die sogenannte “Große Praktische Arbeit” (GPA) präsentiert. Ebenfalls ein Konzept der Montessorischulen: Die Achtklässler erarbeiten im Laufe eines Schuljahres ein eigenes Projekt oder Werkstück, das sie dann gegen Ende des Schuljahres vor großem Publikum in der Turnhalle präsentieren. “GPA und SOS, an welcher Schule gibt es das sonst schon?”, wirft Mashhour fragend in den Raum. Das ist auch ein Grund, warum sich nicht nur viele Familien, sondern auch zahlreiche Lehrkräfte für die Montessorischule entscheiden. Kyra Meyer zum Beispiel: Sie hat sich bewusst gegen den Beamtenstatus als Gymnasiallehrerin entschieden und unterrichtet nun zusammen mit Zweitkraft Mashhour die 7/8a an der Montessorischule Ingolstadt.
Die Schüler übrigens, die keinen Platz für die SOS-Woche ergattern konnten, haben währenddessen an der Schule ebenfalls spannende Projekte. In Joshofen am See heißt es jetzt: Ran an die Pizzasemmeln, die mittlerweile heiß dampfend aus dem Ofen kommen! Nach dieser Woche SOS für die Mittelschüler kamen eine Woche später (14.-18. Juli) auch noch die Schüler des Montessori-Gymnasialzweigs in den Genuss von “School Outside”.
Die Schüler:innen dokumentierten ihre SOS-Erlebnisse und hielten alles in einem Film fest. Dieser ist in der Bildergalerie (unten) zu finden. Außerdem erstellte das Redaktionsteam ein Magazin.